Klinkerfassade mit weißen Flecken? Woher Ausblühungen auf Klinker kommen – und was man tun kann

11. Juni 2025

Klinkerfassaden stehen für Langlebigkeit, zeitlose Optik und Widerstandsfähigkeit gegen Witterungseinflüsse. Wer sich für Klinkerriemchen oder Klinkerziegel als Fassadenmaterial entscheidet, erwartet eine dauerhaft schöne Ansicht – oft über Jahrzehnte hinweg. Doch selbst auf professionell ausgeführten Klinkerwänden können nach einiger Zeit weiße Flecken oder Schleier auftreten. Dabei handelt es sich um sogenannte Ausblühungen – ein optisch störendes, aber technisch harmloses Phänomen.

Was sind Ausblühungen auf Klinker?

Ausblühungen sind weiße, kalkartige Ablagerungen auf der Oberfläche von Klinkerziegeln oder -platten. Sie entstehen, wenn wasserlösliche Salze aus dem Inneren des Mauerwerks an die Oberfläche gelangen und dort nach dem Verdunsten des Wassers kristallisieren. Die Flecken sind meist unregelmäßig verteilt und lassen die Fassade fleckig oder verschmutzt wirken – obwohl es sich um rein physikalisch-chemische Vorgänge handelt.

Wichtig ist: Ausblühungen sind nicht zu verwechseln mit Verfärbungen durch Pilze, Algen oder falsche Fugenmörtel. Sie betreffen neue wie alte Fassaden gleichermaßen.

Woher kommen die Salze im Klinkermauerwerk?

Der Klinker selbst ist selten die Ursache – hochwertiger Klinker wird bei über 1100 °C gebrannt und ist extrem wasserabweisend. Die Problemquelle liegt meist woanders:

  • Zementhaltige Mörtel oder Kleber mit hohem Salzanteil
  • Wasser mit Verunreinigungen, z. B. Chloriden, Nitraten oder Sulfaten
  • Baufeuchtigkeit im Mauerwerk, die langsam austrocknet
  • Fehlende Abdichtung – z. B. keine Horizontalsperre gegen aufsteigende Feuchte
  • Externe Einflüsse, wie Tausalz, Regenwasser vom Dach, industrielle Emissionen

Der gemeinsame Nenner: Feuchtigkeit. Nur mit Wasser können die Salze wandern – und sich an der Oberfläche ablagern.

Wann treten Ausblühungen am häufigsten auf?

Besonders gefährdet sind neue Fassaden im ersten Jahr nach Fertigstellung – in dieser Zeit steckt noch viel Restfeuchte im Mauerwerk. Kommen Regen, fehlende Belüftung oder unzureichender Witterungsschutz hinzu, steigt das Risiko.

Auch nach Jahren können Ausblühungen auftreten – etwa durch Undichtigkeiten am Dach, beschädigte Dachrinnen oder Durchfeuchtung im Sockelbereich.

In meiner Planungs- und Gutachterpraxis treten sie oft punktuell auf – an Materialübergängen, unter Balkonen oder in Erdnähe.

Bedeutet das: Der Klinker ist von schlechter Qualität?

Nein. Ausblühungen sagen nichts über die Qualität des Klinkers aus. Sie sind kein Zeichen von Materialversagen, sondern ein Hinweis auf Feuchteprobleme oder Verarbeitungsfehler. Die Ursache liegt fast immer in der Bauausführung oder der falschen Wahl von Mörteln, Klebern oder Schutzmaßnahmen.

Wie lassen sich Ausblühungen vermeiden?

Eine hundertprozentige Garantie gibt es nicht – aber durch gute Planung und Ausführung kann das Risiko stark reduziert werden:

  • Hochwertiger Klinker mit geringer Wasseraufnahme (< 6 %), aus hochgebranntem Ton
  • Fug- und Mörtelsysteme, die speziell für Klinker entwickelt wurden – mit niedrigem Alkaligehalt und wasserabweisenden Zusätzen
  • Witterungsgeschützte Verarbeitung – Temperaturen > +5 °C, keine Niederschläge
  • Abdecken der Mauerflächen während der Bauphase
  • Saubere Detailausbildung im Sockelbereich mit funktionierender Abdichtung
  • Regenabweisende Architekturdetails wie Tropfkanten, Überstände, Fensterbänke
  • Belüftete Luftschichten bei vorgehängten Fassaden

In der Praxis sind es die kleinen Ausführungsdetails, die über das spätere Erscheinungsbild entscheiden.

Was tun, wenn Ausblühungen bereits vorhanden sind?

In vielen Fällen verschwinden die Salze mit der Zeit von selbst – durch Wind, Regen und Sonne. Wenn sie jedoch hartnäckig bleiben, helfen folgende Maßnahmen:

  • Mechanische Reinigung – mit weicher Bürste und klarem Wasser (ohne Reinigungsmittel!)
  • Spezialreiniger gegen Ausblühungen – z. B. auf Basis von Phosphorsäure. Vorab unbedingt auf einem Musterstück testen!
  • Hydrophobierung (Imprägnierung) – nach der Reinigung kann eine Imprägnierung helfen, künftiges Eindringen von Wasser zu minimieren

Aber: Reinigung bekämpft nur die Symptome. Die Ursache (z. B. eine Leckage oder aufsteigende Feuchte) muss behoben werden, sonst kehren die Ausblühungen zurück.

Kann man das Problem schon bei der Planung entschärfen?

Ja – durch clevere architektonische Entscheidungen. Als Architekt empfehle ich unter anderem:

  • Dunklere Klinkerfarben, auf denen Salze weniger sichtbar sind
  • Rustikale, strukturierte Oberflächen statt glatter Einheiten – sie kaschieren Flecken besser
  • Gestalterische Unterbrechungen der Fläche – z. B. durch Bänderungen, Einfassungen oder Materialwechsel

Das steigert die ästhetische Wirkung und reduziert die visuelle Dominanz möglicher Ausblühungen.

Fazit – meine Empfehlung

Ausblühungen auf Klinkerfassaden sind ärgerlich, aber kein Grund zur Panik. Sie sind keine Schäden im klassischen Sinne, sondern Folge natürlicher chemischer Prozesse in Verbindung mit Feuchtigkeit.

Wer von Anfang an auf Materialqualität, systemgerechte Ausführung und Feuchteschutz achtet, wird in der Regel verschont bleiben. Und falls doch: Mit der richtigen Reinigung und Pflege ist das Problem in den Griff zu bekommen.

Mein Tipp: Betrachten Sie Klinker nicht als bloßen Baustoff – sondern als System, das nur im Zusammenspiel mit Mörtel, Fuge, Abdichtung und Planung seine ganze Wirkung entfaltet. Dann steht dem schönen, langlebigen Fassadenbild nichts im Weg.

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