Welche Fugenfarbe passt zu Ziegelriemchen? So beeinflusst die Fuge die Wirkung der Ziegelwand
Die Fuge ist nicht nur ein technisches Detail – sie ist ein gestalterisches Element. In der Planung von Fassaden und Innenwänden betrachte ich sie wie einen Strich auf einer Zeichnung: dezent und zurückhaltend – oder auffällig und bestimmend. Wer eine Ziegelwand mit Riemchen plant, sollte sich daher früh die Frage stellen: Soll die Fuge die Struktur betonen oder optisch mit dem Mauerwerk verschmelzen?
Viele Kunden unterschätzen die Wahl der Fugenfarbe und konzentrieren sich nur auf den Farbton der Ziegelriemchen. Dabei kann eine unpassende Fuge die Wand „platt wirken“ lassen, den Rhythmus stören oder die Farbe der Ziegel verfälschen. Eine gut gewählte Fuge dagegen bringt die gesamte Fläche zum Leben.
Ton-in-Ton-Fuge – dezente Eleganz
Wer ein ruhiges, harmonisches Erscheinungsbild erzielen möchte, wählt eine Fuge, die farblich nah am Ziegel liegt. Das Ergebnis ist eine visuelle Einheit – die Wand wirkt homogener, die Fuge tritt optisch zurück, das Gesamtbild erscheint sanft und stilvoll.
Diese Lösung empfehle ich besonders für moderne, minimalistische Innenräume im skandinavischen, japandi oder zeitgenössischen Stil, in denen Ziegel als dezente Hintergrundfläche dienen sollen. Ein solcher Fugenfarbton unterstützt zudem den Eindruck natürlicher Patina – die Wand wirkt leicht gealtert und authentisch.
Kontrastfuge – betonte Geometrie und Struktur
Ein komplett anderes Bild entsteht, wenn man sich für eine kontrastierende Fugenfarbe entscheidet. Beispielsweise eine hellgraue Fuge zu dunkelroten Klinkerriemchen oder eine schwarze Fuge zu weiß gealterten Ziegeln. Das Ergebnis: Die Fugenraster tritt klar hervor, die Form der einzelnen Riemchen wird betont – die Wand bekommt Rhythmus und Dynamik.
Diese Variante verwende ich gern bei Loft-Designs, industriellen Projekten oder urbanen Küchen und Bädern. Schwarze Fugen in Kombination mit Subway-Fliesen sind ein absoluter Klassiker – architektonisch klar, optisch stark.
Aber: Eine Kontrastfuge dominiert das Gesamtbild. Wer eine ruhige, zurückhaltende Wandfläche gestalten möchte, sollte hier eher vorsichtig sein. Kontrastfugen sind für starke Statements – nicht für Hintergrundlösungen.
Weiße Fuge – klassisch oder expressiv
Weiß ist ein spannender Sonderfall: Je nach Kombination kann die Wirkung stark variieren. Mit klassisch roten oder naturgebrannten Ziegeln wirkt sie sehr kontrastreich – was die Fläche optisch „aufbricht“. Zu hellen Ziegelriemchen hingegen erzeugt Weiß einen Ton-in-Ton-Effekt, der Helligkeit bringt und die Fläche visuell öffnet.
Aus meiner Erfahrung funktioniert die weiße Fuge gut in Küchen oder Bädern im Landhaus-, Retro- oder Provence-Stil. Sie wirkt leicht, freundlich – braucht aber Pflege und am besten eine Imprägnierung gegen Schmutz.
Dunkle Fuge – Tiefe und architektonische Stärke
Fugen in Anthrazit, Graphit oder Schwarz passen ideal zu dunklen, warmen oder rustikalen Ziegelriemchen. Sie verstärken die Tiefe der Fläche, lassen die Wand massiv und „ehrlich“ wirken – ideal für Weinkeller, Restaurants im Industrial-Look oder moderne Räume mit Beton und Glas.
Dabei verschmilzt die Fuge mit dem Stein, das Auge konzentriert sich auf die Struktur. Richtig gewählt, verschwindet die dunkle Fuge fast – sie wirkt wie ein Schatten und gibt der Fläche einen skulpturalen Charakter.
Fugenfarbe auswählen – praktische Tipps
Bei der Wahl der Fugenfarbe empfehle ich, folgende Punkte zu berücksichtigen:
- Einrichtungsstil oder Fassadendesign – die Fuge muss zum Gesamtkonzept passen, nicht nur zum Stein
- Lichtverhältnisse – Tageslicht, LED oder warmes Licht verändern die Farbwirkung der Fuge
- Verlegemuster – ob im Halbverband, Fischgrät oder vertikal – jedes Muster reagiert anders auf Kontraste
- Format und Struktur der Riemchen – je kleiner und rauer, desto stärker tritt die Fuge hervor
- Nutzung des Raumes – in Küchen wird die Fuge schneller schmutzig, im Bad muss sie feuchtigkeitsbeständig sein, im Wohnzimmer darf sie dekorativ sein
Ich teste die Fugenwirkung immer vorab an Probestücken – mit Tages- und Kunstlicht, aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Nur so kann man spätere Enttäuschungen beim Verfugen vermeiden.
Zu perfekte Fuge – wenn Gestaltung zu steril wirkt
Ein letzter Aspekt: Perfekt glatte, millimetergenaue Fugen ohne jede Unregelmäßigkeit wirken schnell steril. Besonders bei handgeformten Ziegelriemchen mit Maßtoleranzen sollte die Fuge mit der natürlichen Unregelmäßigkeit des Materials harmonieren.
Kleine Unsauberkeiten – leicht abweichende Tiefe oder strukturierte Oberfläche – verleihen der Fläche Charakter und Authentizität. Gerade bei Altziegel-Optik oder rustikalem Mauerwerk kann das gewollte „Unperfekte“ die Wirkung entscheidend verbessern.
Fazit – die Fuge als gestalterisches Element
Die Wahl der Fugenfarbe ist mehr als eine technische Entscheidung – sie prägt die gesamte Ästhetik der Ziegelwand. Soll die Fläche wie ein homogener Block wirken? Oder soll sie Raster, Struktur und Lebendigkeit zeigen?
Meine Empfehlung: Beschäftigen Sie sich frühzeitig mit der Fugenfarbe – sie entscheidet mit darüber, ob Ihre Ziegelwand elegant, authentisch oder expressiv wirkt. Und das macht oft den entscheidenden Unterschied.
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